Kommentar: Sollten die olympischen Spiele abgesagt werden?

Seit 1896 sind die olympischen Sommerspiele unumstritten das größte Sportereignis der Welt. Auch in diesem Sommer sollen tausende Sportler aus über zweihundert Ländern in Tokio zusammenkommen – und das während der größten Pandemie seit über hundert Jahren. Kann das wirklich gut gehen?

Als das Internationale Olympische Komitee (IOC) im September 2013 die Sommerspiele 2020 nach Japan vergab, sollten es die Spiele sein, die der Welt zeigen, dass Japan die Katastrophe in Fukushima 2011 überstanden hat. Doch alles kam anders – die COVID-19-Pandemie veränderte die ganze Welt und damit auch die Welt des Sports. Trotzdem wollten die Tokio-Organisatoren an der Austragung festhalten, doch der Druck der Athleten und der Nationalen Olympischen Komitees (NOK) wurde zu groß und man war zu einer Verschiebung ins nächste Jahr gezwungen. Das kanadische NOK hätte sogar auf eine Teilnahme verzichtet, wenn die Wettkämpfe wie geplant 2020 stattgefunden hätten. Aber die Corona-Lage hat sich in dieser Zeit nicht verbessert – nein, es ist noch viel schlimmer geworden, nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen Mutationen.
Vor wenigen Tagen wurde die 6-Monate-Marke bis zur geplanten Eröffnungsfeier im Olympiastadion von Tokio erreicht, aber Vorfreude macht sich kaum breit. Die Organisatoren wollen weiterhin, dass die Spiele stattfinden, auch wenn die Pandemie immer schlimmere Ausmaße annimmt. Olympia soll ein Zeichen dafür sein, dass die Coronakrise erfolgreich überwindet wurde. Aber wird das in einem halben Jahr wirklich so sein? Die klare Antwort darauf: Nein.
Die klare Forderung von vielen Menschen besagt, dass die Sommerspiele auch nicht im Sommer 2021 stattfinden sollen, auch wenn das IOC keine weitere Verschiebung initiieren will. Wenn nicht im Sommer 2021, dann gar nicht. Die letzte Verschiebung hat bereits Milliarden gekostet. Und auch das ist ein Grund dafür, dass man an der Austragung festhalten möchte. Die wohl teuersten Spiele aller Zeiten sollen auch stattfinden. Aber was ist, wenn die japanische Regierung dem nicht zustimmt? 80 Prozent der Japaner sind ohnehin gegen die olympischen Spiele in Pandemiezeiten.
Aber eine Absage würde natürlich auch die Sportler treffen. Die jahrelange Vorbereitung wäre mehr oder weniger sinnlos gewesen, wenn man sich in Tokio nicht dem weltweiten Milliardenpublikum zeigen kann. Skispringer Karl Geiger sagte zu Beginn der Pandemie gegenüber dem BR, dass „man nur ein Sportlerleben hat und eine Absage sehr schade wäre“. Und das, obwohl Geiger gar nicht bei den Sommerspielen dabei wäre. „Wenn man acht Jahre warten muss, ist die Uhr vielleicht schon abgelaufen.“ Und auch die Fans dürfen nicht vergessen würden – auch für sie wäre es natürlich sehr schade, wenn das größte Event des Jahres abgesagt wird. Vor allem trifft es die Fans, die live vor Ort sein wollten. Aber dass Zuschauer in den Arenen zugelassen sein werden – dass ist wohl noch unwahrscheinlicher als die Austragung.
Aber am wichtigsten ist dem IOC das Geld. Rund 13 Milliarden Euro soll man dort angeblich bereits investiert haben – so viel wie nie zuvor. Und auch die unzähligen neuen oder renovierten Sportstätten, die dafür gebaut worden sind, werden nicht dafür genutzt, wofür sie sein sollte.
Es ist verständlich, dass das IOC an der Austragung festhält – egal wie. Neulich hat man sogar „Drehbücher“ für alle Beteiligten angekündigt, damit alle wissen, wie sie sich zu verhalten haben. Alle sollen mithelfen, die Spiele stattfinden zu lassen – ein sehr großer Aufwand für 16 Tage Sport. Aber die olympischen Sommerspiele sind wichtig – und aus meiner Sicht ist es gut, dass alles versucht wird, den Fans das möglich zu machen.

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