Pogacar gewinnt erneut die Tour de France
Es hatte sich in den letzten drei Wochen angedeutet, nun ist es (fast) offiziell: Der 22-jährige Slowene Tadej Pogacar aus dem Team UAE Team Emirates gewinnt zum zweiten Mal in Folge die Tour de France – das größte Radrennen der Welt. Zum jetzigen Zeitpunkt sind 20 von 21 Etappen absolviert worden und Pogacar liegt im Gesamtklassement mit 5:20 Minuten in Führung. Zwar ist morgen noch der 108,4km lange Schlussabschnitt zwischen Chatou und Paris zu bewältigen, doch traditionell wird der Gesamtführende auf der letzten Etappe nicht angegriffen. Nach der achten Etappe konnte Pogacar das prestigeträchtige Gelbe Trikot ergattern, welches er bis jetzt nicht abgeben musste und seinen Vorsprung immer weiter ausbauen konnte. Auch das Zeitfahren am heutigen Nachmittag konnte daran nichts ändern. Bereits 2020 wehte zum Abschluss der Tour die slowenische Flagge auf den Champs-Élysées, nachdem Pogacar im abschließenden Bergzeitfahren seinen favorisierten Landsmann Primoz Roglič in letzter Sekunde von der Führungsposition verdrängen konnte. In diesem Jahr schien die Frage um den Gesamtsieg schon seit der zweiten Woche geklärt, und so wird Pogacar aller Voraussicht nach im Alter von 22 Jahren zum zweiten Mal die Tour de France gewinnen.
Schon bei der vorherigen Austragung war Pogacar der jüngste Gesamtsieger seit 1904, und solche Leistungen werfen natürlich Fragen auf. Der flächendeckende Gebrauch unerlaubter Dopingmittel ist im Radsport bekanntermaßen mittlerweile zum Alltag geworden, und diesen Verdacht weckt auch Tadej Pogacar. Scheinbar mühelos strampelte er die Berge hoch und fuhr die Konkurrenz in Grund und Boden. Da werden natürlich Erinnerungen an den Fall Lance Armstrong wach: Der US-Amerikanische Radprofi gewann zwischen 1999 und 2005 sieben Mal in Folge die Tour-Gesamtwertung, bevor er im Oktober 2012 des Dopings überführt wurde und alle seine Erfolge für ungültig erklärt wurden. Ob Pogacar auch dasselbe Schicksal widerfahren könnte? „Wir werden dreimal täglich auf Doping getestet“, stellt er klar, „ich verstehe die Fragen, da die Geschichte unseres Sports einige solche Fälle hatte. Dafür habe ich jedoch keine Antworten vorbereitet, da ich es liebe, einfach auf dem Rad zu sitzen“. Das Thema Doping beschäftigt den Radsport wie kaum einen anderer Sport auf der Welt, und bei der diesjährigen Tour de France gab es bereits auf anderen Seiten Doping-Verdachte: Vor wenigen Tagen kam es im Teamhotel von Bahrain Victorious mitten in der Nacht zu einer Razzia, doch da keine Hinweise gefunden werden konnte, durften alle Fahrer weiterhin an den Start gehen. Zu diesem Thema meinte Tadej Pogacar, dass es „seltsam“ sei, dass so etwas geschehen dürfte. Ob er in einigen Jahren immer noch zum Kreis der Tour-de-France-Sieger gehören wird, ist fraglich – dennoch gibt es bislang keine begründeten Vorwürfe gegen ihn. So wird er morgen Abend gegen 19:00 das größte Radrennen der Welt vollenden – und zum zweiten Mal auf dem Siegerpodest stehen.