Skispringen: Stoch gewinnt 69. Vierschanzentournee

Heute Abend stand es endgültig fest: Zum zweiten Mal nach 2016/17 und 2017/18 gewann der Pole Kamil Stoch (33) die 69. Vierschanzentournee. Dabei war bis kurz vor Beginn dieses Wettbewerbes noch nicht klar, ob er und sein Team überhaupt starten dürfen.

Die Vierschanzentournee ist eines der größten Wintersportereignisse der Welt. Innerhalb von 10 Tagen acht Sprünge auf vier verschiedenen Großschanzen in Deutschland und Österreich – und am Ende gewinnt einer. Zum 69. Mal wurde dieser Wettbewerb 2020/21 ausgetragen, wenn auch wegen der immer noch anhaltenden Coronapandemie ohne Zuschauer.
Am 28. Dezember 2020 begann dann diese Tournee mit der Qualifikation auf der Schattenbergschanze in Oberstdorf. Und schon vor dem Beginn gab es die erste große Schlagzeile: Da der Pole Klemens Muranka kurz vor dem Wettkampf positiv auf das Coronavirus getestet worden war, musste sich das gesamte polnische Team samt Titelverteidiger Dawid Kubacki und Mitfavorit Kamil Stoch in Quarantäne begeben. Somit sollten alle sieben polnischen Starter nicht in den Kampf um den Gesamtsieg eingreifen können. Die deutsche Tourneehoffnung Karl Geiger wurde wenige Wochen zuvor ebenfalls positiv getestet, doch er schaffte es noch rechtzeitig, um auf der Schanze seiner Heimatstadt Oberstdorf springen zu können. So traten 55 Springer aus 15 Ländern in der Qualifikation an, von denen sich die 50 bestplatziertesten Athleten für das Finale am Folgetag qualifizieren sollten. Doch kurz darauf wurde bekannt: Der Test von Klemens Muranka war nun doch negativ und das gesamte polnische Team dürfte also doch starten. Kurzerhand wurde die Qualifikation für ungültig erklärt und alle Springer (dieses Mal mit den Polen) durften am 29.12. im ersten Wertungsdurchgang starten. Von den ursprünglich 12 deutschen Startern schafften es mit Severin Freund, Markus Eisenbichler und Lokalmatador Karl Geiger nur drei DSV-Adler als Teil der Top 30 den Sprung in den zweiten Durchgang. Und dort schaffte es Geiger tatsächlich, den Tagessieg zu ergattern – trotz der ganzen Unsicherheiten, ob er nun auf seiner Heimschanze starten dürfe oder nicht. Doch auch die Polen starteten gut in den Wettbewerb – Kamil Stoch erreichte Rang 2, dahinter fanden sich die beiden Norweger Granerud und Lindvik wieder.
Doch während in Oberstdorf das Teilnehmerfeld komplett war, dezimierte sich das Teilnehmerfeld zur Qualifikation zum Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen: Marius Lindvik (Norwegen) musste seine Teilnahme aufgrund starker Zahnprobleme absagen. Dazu wurde der russische Springer Danil Sadrejew positiv getestet und begab sich mit seinem Teamkameraden Ilya Mankov in Quarantäne. Die Qualifikation am 31. Dezember konnte dann der Slowene Anze Seminic gewinnen. Mit ihm qualifizierten sich neun DSV-Adler für die Finaldurchgänge. Von ihnen schafften es dann immerhin fünf in den finalen Durchgang. Dieses Mal war das Glück jedoch nicht auf der Seite von Karl Geiger, der es in Garmisch nur auf Rang 5 schaffte. Den Sieg holte sich Titelverteidiger Dawid Kubacki aus Polen, der mit seinem zweiten Sprung nebenbei auch noch den Schanzenrekord brach (144m). Die Gesamtführung verlor Karl Geiger an den norwegischen Favoriten Halvor Egner Granerud.
Gleich am nächsten Tag ging es dann auf der Bergiselschanze in Innsbruck weiter. Granerud gewann schonmal die Qualifikation und schnappte so im letzten Moment Geburtstagskind Daniel Huber (AUT) die 5000 Euro Preisgeld weg. Sechs Deutsche qualifizierten sich für die Finaldurchgänge auf der kleinsten Tourneeschanze. Diese wurde in den letzte Jahren immer häufiger zur Problemschanze der DSV-Springer. Und auch in diesem Jahr sollte es so kommen: Karl Geiger, der zur Halbzeit der Tournee mit gerade einmal vier Punkten Rückstand auf Platz zwei zu finden war, vermasselte den ersten Sprung total, was alle Chancen auf den Gesamtsieg zunichte machte. Aber auch der Führende, Halvor Egner Granerud, stürzte stark ab und hatte somit ebenfalls nichts mehr mit der Gesamtwertung zu tun. Beide hatten Glück, dass bei der Vierschanzentournee im K.O.-Modus gesprungen wird – im normalen Weltcupmodus hätten beide den Sprung in den zweiten Wertungsdurchgang nicht geschafft. In diesem sprangen beide deutlich weiter, den Tagessieg holte sich dann aber mit deutlichem Abstand Kamil Stoch, der damit auch das Trikot des Tourneeführenden gewinnen konnte. So ging er als „Man to beat“ ins letzte Springen im österreichischen Bischofshofen.
Und vor diesem entscheidenden Dreikönigsspringen in Bischofshofen waren die Rollen bereits klar verteilt: die beiden polnischen Hoffnungen Kamil Stoch und Dawid Kubacki waren in der Gesamtwertung mit deutlichem Abstand vorne, dahinter fanden sich Granerud und Geiger, dem nach einem nicht zufriedenstellenden Sprung in der Qualifikation ohnehin keine großen Chancen auf eine gute Platzierung zugerechnet wurden. Doch ein Sprung auf 138 Meter brachte ihn dann vorläufig auf Platz zwei in der Tageswertung sowie in der Tourneewertung. Durch einen gewaltigen Satz von Kamil Stoch auf 139 Meter brachte ihn uneinholbar auf den ersten Rang in der Gesamtwertung – vor dem letzten Sprung war die Frage, wer den goldenen Adler nun gewinnen sollte, schon mehr oder weniger geklärt. Aber dahinter wurde es spannend, denn auf den Plätzen 2,3 und 4 standen mit jeweils sehr geringem Abstand aufeinander Karl Geiger, Halvor Egner Granerud und Dawid Kubacki. Letzterem waren letztendlich beide Sprünge nicht geglückt, woraufhin er sich auf Platz 15 der Tageswertung wiederfand. Marius Lindvik, der nach einem langen Krankenhausaufenthalt in Bischofshofen wieder teilnehmen konnte, schaffte es in der Tageswertung auf den zweiten Platz, was aber für die Gesamtwertung keine Rolle spielte. Da war Granerud schon wichtiger, der knapp auf Platz 3 der Tourneewertung knapp hinter Geiger stand. Sein Trainer beantragte eine Verkürzung des Anlaufes, um Bonuspunkte für seinen Schützling einzufahren. Doch für diese Punkte hätte er laut den Regeln mindestens 135 Meter springen müssen, er schaffte aber nur 134. Der Versuch war also nicht geglückt. Somit standen die Türen offen für Karl Geiger, der mit 133,5 Metern seinen zweiten Platz in der Gesamtwertung hinter Kamil Stoch behaupten konnte (in der Tageswertung konnte er auch noch Platz 3 erreichen). Platz drei erreichte Titelverteidiger Dawid Kubacki, der sich knapp (0,4 Punkte Differenz) vor Halvor Egner Granerud einreihte.
Somit gewann Kamil Stoch die 69. Vierschanzentournee 2020/21 zum dritten Mal in seiner Karriere, während die deutschen Fans weiter auf den ersten Gesamtsieg seit Sven Hannawald 2001/02 warten müssen.

Die Gesamtwertung der 69. Vierschanzentournee 2020/21

Pl. Name Land Oberstdorf G.-Partenkirchen Innsbruck Bischofshofen Gesamt
1 Kamil STOCH POL 288,3 260 261,6 300,7 1110,6
2 Karl GEIGER GER 291,1 259,9 234,2 277,3 1062,5
3 Dawid KUBACKI POL 264,3 282,1 248,3 263,1 1057,8
4 Halvor Egner GRANERUD NOR 280,1 274,9 234,3 268,1 1057,4
5 Piotr ZYLA POL 256,7 260,4 246,2 273,9 1037,2
6 Andrzej STEKALA POL 273,3 253,7 233,3 272,2 1032,5
7 Ryoyu KOBAYASHI JPN 265,2 257,2 244,3 265,8 1032,5
8 Stefan KRAFT AUT 273,6 226,1 243,5 275,9 1019,1
9 Peter PREVC SLO 261,4 249,1 239,4 268,1 1018
10 Daniel HUBER AUT 265,4 246,6 233,8 268,9 1014,7
11 Philipp ASCHENWALD AUT 273 257,7 231 241,8 1003,5
12 Daniel Andre TANDE NOR 254,8 244,4 235,2 268,5 1002,9
13 Yukiya SATO JPN 260,7 211,9 245,6 270,5 988,7
14 Keiichi SATO JPN 263,8 226,7 231,8 262,7 985
15 Antti AALTO FIN 254 227 224,1 247,3 952,4
16 Markus EISENBICHLER GER 274,3 257,2 245 108,8 885,3
17 Robert JOHANSSON NOR 113,3 237,5 238,2 274,8 863,8
18 Junshiro KOBAYASHI JPN 243,3 237,9 113,5 261,9 856,6
19 Johann Andre FORFANG NOR 118,6 256,2 226,5 229,2 830,5
20 Gregor DESCHWANDEN SUI 245 236,7 240,6 108 830,3
21 Mikhail NAZAROV RUS 114,6 236,3 224,2 244,4 819,5
22 Thomas LACKNER AUT 251,5 231,5 223 104,1 810,1
23 Anze LANISEK SLO 270,1 250,7 249,6 0 770,4
24 Michael HAYBOECK AUT 108 108,3 242,5 274,6 733,4
25 Ziga JELAR SLO 269,8 103,7 113,1 228,4 715
26 Cene PREVC SLO 260 223,3 228,4 0 711,7
27 Severin FREUND GER 249,5 104,1 112,6 244,8 711
28 Martin HAMANN GER 112,4 251,7 235,4 106,2 705,7
29 Domen PREVC SLO 266,2 107,2 221 105,3 699,7
30 Pius PASCHKE GER 118,8 238,9 111,8 226 695,5
31 Aleksander ZNISZCZOL POL 111,5 108,2 232,9 231,9 684,5
32 Klemens MURANKA POL 238,3 232 99,6 111,2 681,1
33 Jan HOERL AUT 266,7 235,3 97 0 599
34 Evgeniy KLIMOV RUS 245,4 6,9 88,3 237,2 577,8
35 Constantin SCHMID GER 118 91 102,1 260,4 571,5
36 Marius LINDVIK NOR 285,2 0 0 280,4 565,6
37 Mackenzie BOYD-CLOWES CAN 108,3 231,5 222,8 0 562,6
38 Markus SCHIFFNER AUT 112,7 108,4 107,8 233,3 562,2
39 Niko KYTOSAHO FIN 119,4 89,2 231,7 109,1 549,4
40 Vladimir ZOGRAFSKI BUL 243 111,9 92,6 98,3 545,8
41 Naoki NAKAMURA JPN 259 108,5 0 108,9 476,4
42 Maciej KOT POL 112 108,2 115 91,4 426,6
43 Artti AIGRO EST 113,1 104,9 100,2 96,3 414,5
44 Clemens LEITNER AUT 0 0 113,6 228,1 341,7
45 Richard FREITAG GER 113 226,4 0 0 339,4
46 Maximilian STEINER AUT 0 0 226,7 99,5 326,2
47 Simon AMMANN SUI 119 0 95,3 91 305,3
48 Sander Vossan ERIKSEN NOR 103,5 100,4 95,3 0 299,2
49 Viktor POLASEK CZE 99,7 92,9 94 0 286,6
50 Daniel TSCHOFENIG AUT 0 0 0 219,5 219,5
51 Bor PAVLOVCIC SLO 118,8 95,7 0 0 214,5
52 David SIEGEL GER 114,1 93,5 0 0 207,6
53 Moritz BAER GER 108 97,5 0 0 205,5
54 Dominik PETER SUI 97,3 97,8 0 0 195,1
55 Cestmir KOZISEK CZE 101,4 89,4 0 0 190,8
56 Manuel FETTNER AUT 0 0 85,8 103,2 189
57 Matthew SOUKUP CAN 92,3 0 0 96,2 188,5
58 Giovanni BRESADOLA ITA 86,2 0 0 101 187,2
59 Decker DEAN USA 0 0 86,8 91,6 178,4
60 Gregor SCHLIERENZAUER AUT 0 0 114 0 114
61 Tilen BARTOL SLO 0 0 0 113,1 113,1
62 Andreas WELLINGER GER 108,5 0 0 0 108,5
63 Stefan RAINER AUT 0 0 0 100,5 100,5
64 Luca ROTH GER 99,5 0 0 0 99,5
65 Valentin FOUBERT FRA 96,8 0 0 0 96,8
66 Roman KOUDELKA CZE 94,7 0 0 0 94,7
67 Kilian MAERKL GER 94,5 0 0 0 94,5
68 Mathis CONTAMINE FRA 91 0 0 0 91
69 Timon-Pascal KAHOFER AUT 0 0 86,2 0 86,2
70 Ilya MANKOV RUS 83,6 0 0 0 83,6
71 Casey LARSON USA 69,7 0 0 0 69,7

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